Waffenplatz Thun

Naturschutzgebiet
Der Waffenplatz Thun – der älteste der Schweiz – hat seinen Ursprung in der Gründung der Zentral-Militärschule im Jahr 1819. Er wird ganzjährig für die Ausbildung der Lehrverbände der Panzertruppen und der Logistik genutzt. Vom Kasernenareal am Stadtrand aus öffnet sich die Sicht auf die Weite der Allmend mit der ehemaligen Schwemmebene der Kander. Der Zielhang bildet einen markanten Übergang in die vom Gletscher gebildete Moorlandschaft mit dem Uebeschisee. Die Halbtrockenrasen der Allmend sind von nationaler Bedeutung und gehören zu den grössten des Mittellandes. Unterbrochen werden sie durch offene Kiesflächen, die durch die Übungen der Panzer entstanden sind.
Die Kiesflächen bilden einen national bedeutenden Amphibienlebensraum und sind Brutgebiet des Flussregenpfeifers. Aufgrund der militärischen Nutzung verlief auch die Intensivierung der Landwirtschaft langsamer als anderswo. Rund um den Uebeschisee und beim Schmittmoos befinden sich mehrere Flachmoore, sie gehören zu den Naturdenkmälern und zur Moorlandschaft von nationaler Bedeutung. Thun gehört mit 49 Brutvogelarten/km2 zu den vier artenreichsten Waffenplätzen der Schweiz. Seit 2004 wird die Umgebungspflege regelmässig mit dem Zertifikat «Naturpark» der Stiftung Natur und Wirtschaft.
Schutz und Aufwertung
Mit dem Programm Natur – Landschaft – Armee (NLA) setzt das VBS in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen und -fachstellen auf dem Waffenplatz Thun verschiedene Massnahmen um:
- Amphibienlebensraum
Die Panzerausbildung auf der Kiesfläche erfolgt abgestimmt auf die Fortpflanzungsstandorte der stark gefährdeten Amphibien wie Kreuzkröte und Gelbbauchunke sowie des Watvogels Flussregenpfeifer, welche entbuschte Kiesflächen mit einem reichen Gewässerangebot benötigen.
- Hecken und Gehölze
Der abschnittsweise und selektive Unterhalt lässt die Anzahl Vogelarten und ihre Brutreviere seit 20 Jahren kontinuierlich häufiger werden. Darunter sind viele in der Region Thun sonst seltene Arten, wie z. B. die Goldammer oder das Schwarzkehlchen.
- Problempflanzen
Invasive gebietsfremde Arten werden konsequent bekämpft.
- Altholzinsel
Am Zielhang wird die Waldentwicklung sich selber überlassen, wovon fünf verschiedene Spechtarten profitieren.
- Wiesen, Weiden und Flachmoor
Mit angepassten Schnitt-, Dünge- und Weideregimen sowie spezifischen Pflegemassnahmen werden die Naturwerte erhalten. Sie bieten Lebensraum für Orchideen wie die Herbstwendelähre, Schmetterlinge wie das Schachbrett, das Taubenschwänzchen oder Reptilien wie die Zauneidechse.
- Landschaft
Bauverbot in der offenen und durch Bundesinventare geschützten Landschaft, wenn nicht ein überwiegendes und absolut standortgebundenes Interesse nachgewiesen ist.
Fotos
Dokumente
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Naturschutzgebiet Waffenplatz Thun
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