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Gästebetreuer mit Herzblut

Chefadjutant Marcel Arnold ist als Führungsgehilfe Kommandant Luftwaffe im Stab der Luftwaffe tätig. Eine seiner Aufgaben ist die Leitung der Gästebetreuung auf dem Flugplatz Meiringen-Unterbach während den Flugvorführungen Axalp. Eine Begegnung mit einem stillen Schaffer, vor, während und nach den Vorführungen.

17.11.2022 | Kommunikation VBS, Tanja Rutti

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Marcel Arnold erklärt am Hauptsitz der Luftwaffe in Bern seine Aufgaben und Passion für die Luftwaffe. Foto: VBS/DDPS, Samuel Bosshard


Marcel Arnold, wie kamen Sie zur Luftwaffe?
Mitte 2000 trat ich als Fachinstruktor ins Drohnenkommando 84 in Emmen ein, wo ich in drei verschiedenen Positionen tätig war, zuletzt als Führungsgehilfe.

Wie verlief Ihre weitere Karriere bei der Luftwaffe und wie kamen Sie zur jetzigen Anstellung?
2013 bewarb ich mich erfolgreich als Führungsgehilfe Chef Einsatz Luftwaffe und arbeitete so unter Divisionär Bernhard Müller in Dübendorf. 2018 wurde Letzterer zum Kommandant Luftwaffe und ich entsprechend zum Führungsgehilfen Kommandant Luftwaffe ernannt. Fortan war mein Arbeitsort am Hauptsitz der Luftwaffe in Bern. Als Divisionär Peter Merz zum neuen Kommandanten der Luftwaffe befördert wurde, übernahm er mich als seinen Führungsgehilfen.

Sie arbeiten eng mit dem Kommandanten der Luftwaffe Peter Merz zusammen und begleiten ihn auch häufig.
Genau, ich begleite den Kommandanten vor allem bei Truppenbesuchen in den Fortbildungsdiensten der Truppe, welche ich koordiniere und an Inspektionen der Rekrutenschulen. Diese Tage draussen schätze ich sehr und sie erden einem immer wieder aufs Neue.

Es ist sehr befriedigend zu sehen, was die Leistungen unserer Luftwaffe vor dieser unglaublichen Kulisse bei den Leuten auslöst.

Nebst diesen und vielen weiteren Aufgaben, kümmern Sie sich auch um die Ausbildung der Unteroffiziere auf den Flugplätzen und sind der Chef Gästebereich für die Axalp…
Ich bin sehr glücklich, dass ich mich um diesen Teil der Veranstaltung kümmern darf. Es ist extrem spannend und herausfordernd, weil das Ganze organisatorisch recht komplex ist.  Dieser Event findet während den normalen Schiesstrainings der Jetpiloten auf der Ebenfluh statt.

Das heisst, dass es sich bei den Vorführungen nicht um eine Extravorstellung der Luftwaffe handelt, sondern dass das Ganze auf dem Training der Jetpiloten basiert?
Das Fliegerschiessen der F/A-18 gehört zu den normalen Trainingseinheiten und wird als ein Teil der Flugvorführungen gezeigt. Alle anderen Elemente werden eingebaut, um das Einsatzspektrum der Schweizer Luftwaffe zu Gunsten der Verteidigung, der nationalen Sicherheit und zur Unterstützung der Behörden aufzuzeigen. Auch wenn der Event für die Gäste nicht stattfinden sollte, zum Beispiel aufgrund von Föhn oder Schlechtwetter, trainieren die Piloten ganz normal, oder dem Wetter angepasst, weiter.

Was sind die besonderen Herausforderungen in der Vorbereitung?
Ins Projekt sind von Anfang an sehr viele verschiedene Personen involviert. Als Chef Gästebereich hat man mit fast allen Schnittstellen. Man arbeitet unter anderem mit der Leiterin Kommunikation Luftwaffe für die Öffentlichkeitsarbeit, dem Chef Lufttransport Operationen für die Helikoptertransporte und dem Chef Logistik Militärflugplatz Meiringen für Infrastruktur und Milizpersonal. Dies verlangt einen ständigen Austausch auf verschiedensten Ebenen.

Wie sieht Ihre Vorbereitungsphase aus?
Bis zirka Ende Mai kümmere ich mich jeweils alleine um die Vorbereitungen im Gästebereich mit den 40 Zielgruppen mit zirka 1400 Gästeplätzen. Ab Juni bekomme ich dann tageweise jeweils wertvolle administrative Unterstützung von zwei bis drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Einladungsverfahren, die Anmeldungen und den Dokumentenversand.

Wie muss man sich Ihren Einsatz vor Ort vorstellen?
Jeweils am Vorabend der Vorführungen wird vor dem Lagerapport der Übungsleitung der Meteoentscheid gefällt und kommuniziert. Sobald dieser bekannt ist, werden die Info-SMS an alle angemeldeten Gäste verschickt und der entsprechende Text auf dem Internet und Social Media aufgeschaltet. Danach habe ich ein Briefing mit meinem handverlesenen 12-köpfigen Gästeteam und wir besprechen den Einsatz vom Folgetag. Während des Tages kümmere ich mich dann um einen reibungslosen Ablauf. Unter anderem informiere und kanalisiere ich mit meinem Team die Gäste, kümmere mich um kurzfristige Abmeldungen, welche dann wiederum einen Einfluss auf die Helitransporte auf die Ebenfluh haben und eröffne jeweils die Informationsveranstaltungen. Dann geht das gleiche Spiel wieder los für den zweiten Durchführungstag.

Was passiert bei einem negativen Meteoentscheid?
Da müssen wir allen Gästen absagen und für uns ist dies dann jeweils auch eine grosse Enttäuschung. Aber die Sicherheit der Gäste hat immer oberste Priorität.

Schaffen Sie es jeweils auch hoch auf die Ebenfluh, um die Flugvorführungen zu geniessen?
Bis jetzt habe ich es nur im 2018 geschafft. Sonst gab es immer viel zu viel zu tun unten auf dem Flugplatz.

Sind Ihnen Gäste in besonderer Erinnerung geblieben?
Ja. Es gibt immer sehr schöne Erlebnisse. Etwas hat mich speziell berührt. Letztes Jahr durften wir einem Tetraplegiker und einem Paraplegiker den Heliflug auf die Ebenfluh und die Teilnahme an den Flugvorführungen ermöglichen.

In der Regel dürfen nur Gäste hochgeflogen werden, welche im Vorfeld unterschreiben, dass sie bei einem Wetterumschwung in der Lage seien müssen, wieder zu Fuss ins Dorf Axalp runterlaufen zu können.
Das ist richtig. Darum können wir nur am Trainingstag ganz wenige Ausnahmen gestatten. Diese Personen inklusive Helfer und Begleitung könnten bei einem Wetterumschwung notfalls in der Unterkunft des Kommandopostens übernachten und später ausgeflogen werden.

Das Wetter spielt immer eine Hauptrolle und entscheidet über die Durchführung. Warum finden die Flugvorführungen immer erst gegen Ende Oktober statt?
In den Monaten vorher ist Alpwirtschaft- und Wandertourismus-Saison. Aus diesem Grund können die Trainings und somit die Flugvorführungen erst danach beginnen.

Ein Hauptkriterium sind aber die Windverhältnisse.
Ja, das heisst, auch wenn es sonnig ist, aber zu heftige Winde blasen, können wir die Helitransporte der Gäste nicht riskieren. Am zweiten Durchführungstag im 2021 zum Beispiel, war es in Bern sonnig, sehr warm und windstill, auf dem Schiessplatz Ebenfluh hatte es aber starke, böhenartige Föhnwinde, welche eine sichere Landung auf diesen kleinen Plattformen verunmöglichten.

Gab es schon mal eine heikle Situation?
Einmal war der damalige Chef der Armee, Philippe Rebord, an Bord eines Helis. Aufgrund des zunehmenden Föhns versuchte der Heli dreimal vergeblich auf der Plattform der Ebenfluh zu landen. Aus Sicherheitsgründen musste dieser Transport schlussendlich abgebrochen und der Chef der Armee und seine Begleiter ins Tal zurückgeflogen werden.

Mein persönliches Highlight ist der Moment, wenn die Gäste von der Axalp mit dem Heli mit strahlenden Gesichtern landen und ich sie zusammen mit dem Kommandanten der Luftwaffe in Empfang nehme.

Was ist jeweils Ihr persönliches Highlight während des Axalp-Events?
Da kann ich ohne zu überlegen sagen, das ist der Moment, wenn die Gäste von der Axalp mit dem Heli zurückkommen und ich sie zusammen mit dem Kommandanten der Luftwaffe in Empfang nehme. Diese freudigen Gesichter voller Emotionen zu sehen, ist einfach schön. Da weiss man, der ganze «Chrampf» während des letzten Jahres hat sich gelohnt und es gibt einem wieder Energie für die nächste Runde. Es ist sehr befriedigend zu sehen, was die Leistungen unserer Luftwaffe vor dieser unglaublichen Kulisse bei den Leuten auslöst.


Die Axalp-Flugvorführungen der Schweizer Luftwaffe konnten nach 2018 zum ersten Mal wieder an allen Tagen erfolgreich durchgeführt werden und haben Tausende ins Berner Oberland gelockt. Am 19. und 20. Oktober 2022 zeigte die Luftwaffe in alpiner Umgebung einem breiten Publikum ihr Können. Nebst den F/A-18 Hornet, PC-21, PC-7 und den Helikoptertypen Super Puma und Eurocopter, kamen auch die Fallschirmaufklärer von Swiss Para Wings, das Kommando Spezialkräfte (KSK) und als Abschluss die Patrouille Suisse zum Einsatz. Überraschungsgäste waren zwei Kampfjets des Typs F-35A, welche bis 2030 die F/A-18 ablösen werden.


Herr Arnold, unterdessen sind die diesjährigen Flugvorführungen auf der Axalp über die Bühne gegangen. Sie müssen glücklich sein, der Wettergott hat an allen Tagen mitgespielt.
Alle Beteiligten haben mit hoher Professionalität und viel Herzblut mitgewirkt, sodass wir am Schluss «das Glück der Tüchtigen» in Anspruch nehmen durften. Das heisst nebst dem Gästebereich, sind das unter anderem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Luftwaffenstab, die Operationszentrale der Luftwaffe mit den Team Flugoperationen und Lageverfolgungszentrum, die involvierten Militärflugplätze, viele Milizangehörige, das Team Schutz und Sicherheit, das Ausbildungszentrum Verpflegung und Partnerorganisationen, welche dafür sorgen, dass am Boden und in der Luft alles rechtzeitig bereit ist für den Empfang und die Durchführung. Jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass die Axalp immer wieder erneut ein voller Erfolg wird.

Im vierten Jahr hat es nun auch mit dem Besuch der Bundesrätin geklappt.
Ja, im 2019 musste der Anlass aufgrund der Risse an den Landeklappen der F/A-18 und dem schlechten Wetter abgesagt werden. Im 2020 fiel der Anlass Corona zum Opfer und letztes Jahr spielte das Wetter am zweiten Durchführungstag, also am Tag, an welchem die Chefin VBS dabei sein wollte, nicht mit. Es ist sehr schön, dass es dieses Jahr geklappt hat.

Wie sind Sie mit der diesjährigen Durchführung zufrieden?
Wir durften ausschliesslich Komplimente entgegennehmen. Es freut uns alle und macht uns stolz, wenn wir so positive Werbung für die Armee und die Luftwaffe machen können.

Gab es ein besonderes Erlebnis? Oder Zwischenfälle?
Ja, es gab einen ernsten Zwischenfall vor dem Start der Vorführungen am Donnerstag. Eine Frau erlitt einen Kreislaufzusammenbruch. Dank des einwandfrei funktionierenden Sicherheitskonzeptes, wurde sie in Zusammenarbeit mit den Sanitätssoldaten, des Luftrettungsdienstes der Armee und der REGA mehrfach reanimiert und konnte dann ins Spital überführt werden.

Der Adrenalinspiegel sinkt am Donnerstagabend, wenn alle wieder gesund unten angekommen sind.

Ab wann sinkt Ihr Adrenalinspiegel wieder?
Am Donnerstagabend, wenn alle gesund unten angekommen sind.

Wann beginnen für Sie die Vorbereitungen fürs 2023?
Ich kümmere mich jetzt bereits um die ersten Reservationen, unter anderem um die Shuttlebusse und den Einsatz des Ausbildungszentrums Verpflegung. Im März beginnen die ersten Arbeiten im Gästebereich und die Aktionsplanungsgruppe startet im April mit dem ersten Rapport. Nach der Axalp, ist vor der Axalp (schmunzelt zufrieden).

Zur Person

Der 57-jährige Frauenfelder Marcel Arnold ist mit seiner Partnerin in Küssnacht am Rigi wohnhaft und ist Vater einer Tochter. Sein Eintritt in die Armee als Berufsmilitär (als Instruktor im Angestelltenverhältnis) erfolgte 1988 bei der Artillerie. Seit 2000 arbeitet er für die Luftwaffe. (Zuerst im Drohnenkommando 84, dann für den Einsatz Luftwaffe und jetzt im persönlichen Stab des Kommandant Luftwaffe). Er ist Präsident der Pistolenschützen am Rigi.

Flugvorführungen Axalp

Die Flugvorführungen finden jährlich im Oktober auf dem Schiessplatz Axalp-Ebenfluh statt. Je nach Wetter nehmen täglich bis 7000 Personen an den Vorführungen teil. Am Trainingstag werden ca. 200 und an den Durchführungstagen ca. 600 Passagiere mit dem sogenannten Big Lift (Helitransport mit Super Puma/Cougar) hoch- und wieder runtergeflogen. Gäste mit Spezialprogramm (d.h. Gäste der Chefin VBS, des Chefs der Armee und des Kommandanten Luftwaffe) können vor den Flugvorführungen an einer Informationsveranstaltung mit Referaten der drei Gastgeber teilnehmen.

Geschichte

General Guisan hat im zweite Weltkrieg aufgrund von ungenügenden Schiessleistungen der Piloten im Gebirge entschieden, dass es einen Schiessplatz braucht und die Schiesstrainings befohlen. Bereits in den ersten Jahren nach der Inbetriebnahme wurden diese Trainings ausgewählten Journalisten und ausländischen Generälen im Sinne der Dissuasion (Abschreckung) vorgeführt. Ein englischer General stellte darauf fest: «Gegen die Schweizer ist bei Gott nicht gut Krieg zu führen.»


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