«Ich bin nicht nur Assistentin, sondern auch die Managerin des Chefs»
Eliane Rolli ist die persönliche Assistentin des Rüstungschefs. Sie wollte ursprünglich nur ein Jahr bei der damaligen Gruppe für Rüstungsdienste bleiben und dann wieder in die USA zurückkehren. Warum sie 37 Jahre später immer noch bei armasuisse arbeitet und sich nun aber trotzdem sehr auf den wohlverdienten Ruhestand freut, erzählt die 63-jährige Seeländerin im Interview.
09.03.2023 | Tanja Rutti, Kommunikation VBS

Eliane Rolli, wie kamen Sie zum VBS und zu armasuisse?
Nach meiner kaufmännischen Lehre in einem Elektrogeschäft hatte ich ein paar Jahre in der Privatwirtschaft gearbeitet und absolvierte dann einen einjährigen Amerika-Aufenthalt. Als ich im Juni 1986 von den USA zurückkam, wollte ich unbedingt eine Stelle bei der Bundesverwaltung. Mein Ziel war es, eine sichere Stelle zu finden, ein Jahr zu arbeiten, gutes Geld zu verdienen und anschliessend wieder zurück in die USA zu fliegen. Ich schickte eine einzige Bewerbung ab und zwar an die Gruppe für Rüstungsdienste, die heutige armasuisse.
Und diese eine Bewerbung war offensichtlich erfolgreich.
Genau, einige Tage nach dem Vorstellungsgespräch hatte ich bereits meine ersehnte Bundesstelle und konnte im August 1986 als Sekretärin in einer kaufmännischen Sektion im damaligen Rüstungsamt 2 beginnen.
Die einzigen Stellen, welche ausschliesslich von Frauen besetzt wurden, waren die Stellen in den Sekretariaten.
Was war Ihr erster Eindruck bei Ihrer neuen Arbeitsstelle?
Vor allem, dass es eine reine Männerwelt war. Es gab keine Sachbearbeiterinnen. Die einzigen Stellen, welche ausschliesslich von Frauen besetzt wurden, waren die Stellen in den Sekretariaten.
Wie erging es Ihnen weiter?
Mir gefiel die Arbeit enorm gut und ich fühlte mich sehr wohl. Plötzlich konnte ich mir vorstellen, auch längerfristig hier zu arbeiten. Die USA traten in den Hintergrund. Ich bekam dann die Möglichkeit, die Sekretärin des Projektoberleiters Beschaffung Panzer 87 Leopard zu unterstützen. 1993 konnte ich die Stelle der Abteilungssekretärin und Stellvertreterin der Direktionssekretärin antreten. Und als dann die Direktionssekretärin kündigte, konnte ich diese Funktion im damaligen Bundesamt für Waffensysteme und Munition übernehmen.
Sie blieben all die Jahre der Gruppe Rüstungsdienste, welche später auf Gruppe Rüstung und schlussendlich auf armasuisse umbenannt wurde, in diversen Anstellungen treu. Und dann wurde im 2015 Martin Sonderegger zum Rüstungschef ernannt.
Als Martin Sonderegger im März 2015 zum Rüstungschef gewählt wurde, kam er auf mich zu und fragte mich, ob ich an der Stelle der Assistentin Rüstungschef interessiert wäre. Ich war überrascht und musste mir zuerst ein wenig Bedenkzeit erbeten, war dies doch wieder eine ganz neue Herausforderung. Ich hatte zu dieser Zeit gerade einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften und befand dann, dass es vielleicht genau der richtige Moment für eine neue Challenge war. Ich sagte zu und Martin wurde zu meinem 11. Chef bei armasuisse.

Der Beginn des Dream Teams Sonderegger und Rolli.
Den Rüstungschef kenne ich sogar schon seit seinem Eintritt 1987. Er war damals als Projektleiter tätig. Unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt und wir waren teilweise auch in den gleichen Abteilungen tätig. Am Anfang war es schon speziell, dass er plötzlich vom Arbeitskollegen zum Chef wurde, aber das war nie ein Problem. Unterdessen könnte ich uns sogar als ein altes "Büroehepaar" bezeichnen (lacht herzlich).
Was sind die besonderen Herausforderungen in Ihrer Position als Direktionsassistentin und wie muss man sich Ihren Tagesablauf vorstellen?
Man muss sehr flexibel sein, auch in hektischen Zeiten einen kühlen Kopf bewahren und schnell auf Unvorhergesehenes reagieren können. Bei mir gibt es keinen Standard-Tagesablauf und ich kann nie im Voraus sagen, wie genau mein Tag abläuft. Auf jeden Fall darf ich sagen, dass ich nicht nur Assistentin, sondern zum Teil auch Managerin des Chefs bin. Martin seinerseits sagt von mir, ich sei seine Lebensversicherung.
Und nun neigt sich Ihre Zeit bei armasuisse bald dem Ende zu.
Ja, ich wollte ein Jahr bleiben und es sind nun fast 37 Jahre daraus geworden. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es war eine schöne, spannende und sehr lehrreiche Zeit mit vielen tollen Begegnungen. Heute kann ich sagen: Ich bin froh, dass ich damals nicht in die USA zurückgekehrt bin.
Unvergessen bleibt auch, dass ich einmal mit einem Panzer 87 Leopard mitfahren durfte.
Welche Zeit oder Erlebnis wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen. Da wären zum Beispiel die Flugvorführungen der Luftwaffe auf der Axalp. Diese Stimmung in dieser einmaligen Umgebung, einfach unglaublich. Besonders schön fand ich auch die Beförderungsfeier im Nationalratssaal, anlässlich der Beförderung des Rüstungschefs oder dass wir DL-Assistentinnen von Bundesrat Parmelin zum Mittagessen auf das Landgut Lohn eingeladen wurden. Auch die Flugshow Payerne 2014 bleibt unvergessen und natürlich, dass ich einmal mit einem Panzer 87 Leopard mitfahren durfte.
Freuen Sie sich auf den Ruhestand? Haben Sie schon Pläne?
Ich freue mich sehr auf meine Pensionierung Ende April, habe aber auch grossen Respekt davor. Da ich das ganze Leben 100% gearbeitet habe, wird dies sicher eine Umstellung. Aber ich freue mich unter anderem mehr Zeit für mich und unseren Hund zu haben, welcher einem auch eine gewisse Struktur gibt, aufs Malen und die Gartenarbeit. Vor fünf Jahre habe ich zudem mit dem Golfen angefangen. Nun kann ich endlich mein Handicap verbessern (lacht). Und dann bin ich kürzlich auch noch Stiefgrossmutter geworden. Alles andere wird sich ergeben. Mir wird bestimmt nicht langweilig.
Was werden Sie besonders vermissen?
Vermissen werde ich insbesondere die Kolleginnen und Kollegen, die vielen Begegnungen und der persönliche «Schwatz» mit dem Chef. Ich kam während diesen 37 Jahren immer gerne zur Arbeit und hatte mit armasuisse einen sehr guten Arbeitgeber. Da wird bei meinem Abschied natürlich auch Wehmut dabei sein.
Wir werden dann zusammen auf ein Bänkchen sitzen, ein Käfeli trinken und über die alten Zeiten plaudern.
Es ist schön, dass Sie und der Rüstungschef beinahe gleichzeitig in Pension gehen.
Ich beende meine Karriere bei armasuisse Ende April und Martin Sonderegger Ende August. Wir haben immer gesagt, dass wir zusammen aufhören und ich denke, wir werden auch nach unserer aktiven Zeit bei armasuisse in Kontakt bleiben. Martin hat mir kürzlich gesagt: «Eli, wir werden dann zusammen auf ein Bänkchen sitzen, ein Käfeli trinken und über die alten Zeiten plaudern» (lacht laut).
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