«Jobsharing ermöglicht uns die Vereinbarkeit von Karriere und Familie»
Janine Anderegg und Jaël Zahnd teilen sich seit gut einem halben Jahr die Teamleitung der Personal- und Organisationsentwicklung in der Gruppe Verteidigung. Im Interview geben sie Auskunft über ihre ersten Erfahrungen mit dem Jobsharing.

Seit Anfang des Jahres teilen Sie sich Ihre Führungs- und Fachverantwortung im Jobsharing. Wie kam es dazu?
Janine Anderegg: In unserem Team sind wir daran interessiert moderne Arbeitsformen zu fördern – unter anderem auch das Jobsharing. Die Entscheidung unserer Vorgesetzten, ein Jobsharing für die Teamleitung auszuschreiben, um eigene Erfahrungen zu sammeln und die vielen Fachthemen auf zwei Personen zu verteilen, lag quasi auf der Hand. Jaël und ich sind beide Mütter kleiner Kinder. Die Möglichkeit in einem Teilzeitpensum weiterhin in einer Führungsposition arbeiten zu können, schätzen wir sehr.
Wie kann man sich das Jobsharing vorstellen? Wie werden die Aufgaben und Projektverantwortungen aufgeteilt?
Jaël Zahnd: Die Personal- und Organisationsentwicklung beinhaltet ein sehr breites Spektrum an unterschiedlichen Themen. Zu Beginn des Jobsharings haben wir die Verantwortlichkeiten der Themen zwischen uns aufgeteilt. Dabei war uns besonders wichtig, dass es immer mindestens eine Person, also Fachspezialist/in, im Team gibt, die für das jeweilige Thema oder Projekt mitverantwortlich ist. So können wir Kontinuität sicherstellen. Einmal in der Woche sind wir beide im Büro und tauschen uns über fachliche und personelle Themen aus. Grundlage für unseren Austausch untereinander wie auch mit dem Team ist eine detaillierte Übersicht über die aktuellen Aufgaben und Zuständigkeiten.
Und wer führt das Team und zum Beispiel die Mitarbeitendengespräche?
Janine Anderegg: Wir teilen uns die Personalführung, das heisst, die Mitarbeitendengespräche führen wir zu zweit. Neben regelmässigen Teammeetings führen wir beide jeweils bilaterale Gespräche mit unseren Fachspezialist/innen durch, um aktuelle Aufträge, Projekte sowie Personelles zu besprechen.
Wie verhindern Sie, dass es zu Überschneidungen kommt, dass also zum Beispiel beide am gleichen Thema arbeiten?
Janine Anderegg: Der Überblick und der Austausch sind zentral: Alle müssen wissen, was, wann und wo gerade läuft. Dieser Informationsgleichstand war uns von Anfang an wichtig und hilft uns, Doppelspurigkeit zu vermeiden.

Wie funktioniert das Jobsharing, wenn es plötzlich sehr eilig wird, wenn also auf eine dringende Anfrage sofort reagiert werden muss?
Jaël Zahnd: In einem solchen Fall können wir uns jeweils auf die Fachspezialistin oder den Fachspezialisten im Team verlassen. Diese sind immer auf dem aktuellsten Stand und können in Absprache mit uns Stellung nehmen und antworten.
Wie reagieren die Kolleginnen und Kollegen auf das Jobsharing?
Janine Anderegg: Wir erhalten durchwegs positive Rückmeldungen im Sinne von «mega cool, dass ihr das macht». Das bestärkt uns sehr in unserer Arbeit.
Jaël Zahnd: Uns ist es wichtig zu zeigen, wie bereichernd Jobsharing für einen Arbeitgeber sein kann. Wir erhoffen uns eine Signalwirkung, die zu mehr Jobsharing in der Gruppe Verteidigung führen wird.
Bedeutet Jobsharing nicht einen hohen Koordinationsaufwand und tägliche Absprachen? Oder täuscht der Eindruck?
Janine Anderegg: Die gegenseitigen Absprachen sind tatsächlich sehr wichtig und zielführend. Wir sind laufend daran, diese zu verbessern und effizienter zu machen. Wir achten beispielsweise darauf, möglichst wenig «Zeitfresser» einzuplanen; so etwa Fragen in Teambesprechungen zu klären und nicht in zusätzlichen «Bilas».
Wem würden Sie Jobsharing empfehlen?
Janine Anderegg: Ich denke, grundsätzlich allen Personen, die Teilzeit arbeiten und weiterhin Verantwortung übernehmen wollen. Man muss bereit sein, Verantwortung zu teilen, respektive bewusst abzugeben und Koordinationsarbeit zu leisten. Je nach Funktion und Tätigkeitsbereich muss das Jobsharing anders gestaltet werden, das ist dann die Herausforderung, der man sich als Tandem stellen darf.
Sie arbeiten seit einigen Monaten im Jobsharing. Was ist Ihre Bilanz nach den ersten Monaten?
Janine Anderegg: Es läuft sehr gut. Ich bin überzeugt, dass Jaël und ich so einen Mehrwert bieten können. Für unser Team, für unsere Vorgesetzten und für unsere Kunden.
Jaël Zahnd: Ganz entscheidend ist aus meiner Sicht, dass unsere Vorgesetzte das Jobsharing fördert und dafür einsteht. Für erfolgreiches Jobsharing ist die Unterstützung und Bereitschaft von Vorgesetzten entscheidend, da es auch von ihrer Seite eine gewisse Flexibilität und den Mut für Neues erfordert.
Profile
Zwei Personalentwicklerinnen im Jobsharing
Janine Anderegg ist seit 2018 im Armesstab für Personal- und Organisationsentwicklung zuständig, Jaël Zahnd seit Anfang 2024. Beide arbeiten in einem 60% Pensum und tragen zusammen die umfassende Führungs- und Fachverantwortung des sechsköpfigen Teams.
Jaël Zahnd ist studierte Psychologin und arbeitete zuvor während fünf Jahren in der Unternehmensberatung im Bereich Organisationstransformation. Sie ist Mutter eines Sohnes (1). Ihre Freizeit füllt sie gerne mit Sport, Backen und Interior Design.
Janine Anderegg arbeitete zuerst als Hochschulpraktikantin, dann als Fachspezialistin und ab November 2023 als Co Chefin in der Personal- und Organisationsentwicklung im Armeestab. Sie schloss 2018 ihr Studium in Angewandter Psychologie ab. Sie ist Mutter eines Sohnes (1) und konnte nach ihrer Elternzeit die 60% Anstellung im Jobsharing antreten. Ihre Freizeit verbringt sie gerne in den Bergen ob im Sommer auf Wanderungen oder im Winter im Schnee.
