Studie «Sicherheit 2025»: Weltpessimismus führt zum Wunsch nach einer starken Armee und mehr NATO-Kooperation
Stimmberechtigte beurteilen die weltpolitische Lage 2025 unverändert pessimistisch. Das auf der Wehrpflicht basierende Milizsystem wird deutlich unterstützt. Die Bereitschaft für eine Annäherung an die NATO bleibt seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine überdurchschnittlich hoch. Dies zeigt die Studie «Sicherheit 2025», die von der Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich und dem Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich herausgegeben wird.
Mit 81% (–1 Prozentpunkt [Pp] gegenüber 2024) beurteilen Stimmberechtigte aktuell die weltpolitische Lage so pessimistisch wie im Vorjahr. Befragte bewerten zudem die Zukunft der Schweiz signifikant weniger optimistisch als noch 2024 (69%, –10 Pp) und fühlen sich im Allgemeinen weniger sicher (86%, –6 Pp). Wie bereits 2022 ist aus Sicht der Stimmbevölkerung auch 2025 Sicherheit wichtiger als die persönliche Freiheit.
Deutliche Unterstützung für Wehrpflicht, höhere Verteidigungsausgaben und Milizsystem
80% (–2 Pp) der Stimmberechtigten halten die Armee für unbedingt oder eher notwendig. 90% (–2 Pp) sprechen sich für eine «sehr gut ausgebildete» und 74% (–5 Pp) für eine «vollständig ausgerüstete» Armee aus. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die höhere Verteidigungsausgaben befürworten, so hoch wie noch nie (24%, +4 Pp) seit Messbeginn im Jahr 1986. Das auf der Wehrpflicht (für Beibehaltung: 69%, ±0 Pp) basierende Milizsystem (60%, ±0 Pp) wird deutlich unterstützt.
Mehr NATO-Kooperation – weniger «weiche» Kooperationen
Eine knappe Mehrheit von 53% (+1 Pp) spricht sich für eine NATO-Annäherung aus und 32% (+2 Pp) bejahen einen NATO-Beitritt. «Weiche» Kooperationen wie mehr Konfliktvermittlung (72%, –4 Pp) und vermehrte Entwicklungshilfe (52%, –6 Pp) werden tendenziell weniger stark unterstützt. Hinsichtlich der Entwicklungshilfe ist sich die Stimmbevölkerung erstmals seit langer Zeit wieder uneinig.
Nach wie vor weniger Zustimmung zur Neutralität als vor dem Ukraine-Krieg
Die Zustimmung zur Neutralität ist nach wie vor hoch (87%). Vor dem offenen Kriegsausbruch in der Ukraine lag die Zustimmung zur Neutralität bei 97% (–10 Pp). Uneinig sind sich die Befragten, ob die Schweiz bei politischen Konflikten im Ausland klar Stellung für die eine oder andere Seite beziehen und gleichzeitig bei militärischen Konflikten neutral bleiben sollte (Zustimmung von 51%, gegenüber 2024 ±0 Pp). Klare Stellungnahmen bei militärischen Konflikten im Ausland werden von 28% (+2 Pp) gefordert. Für signifikant mehr Befragte verunmöglicht die enge politische und wirtschaftliche Verflechtung die Neutralität (40%, +4 Pp).
Dienstpflicht auch für Frauen: Ein Modell der Zukunft?
Eine Mehrheit der Stimmberechtigten befürwortet die Einführung eines Dienstmodells, das eine Dienstpflicht für Männer und Frauen mit freier Wahl zwischen Militär-, Zivil- oder Sozialdienst vorsieht (67%, –1 Pp gegenüber 2021). Die Zustimmung für eine Umwandlung der heutigen Wehrpflicht in einen obligatorischen Dienst ausschliesslich für Männer mit freier Wahl der Dienstart, nimmt deutlich ab. Sie findet neu nur noch bei einer Minderheit Zustimmung (40%, –12 Pp gegenüber 2021). Obschon eine Einführung der Wehrpflicht auch für Frauen signifikant stärker gefordert wird, ist dies immer noch ein Anliegen einer Minderheit (47%, +7 Pp).
Durchführung der Befragung
2025 erfolgt die Datenerhebung erstmals durch eine Kombination aus Online- und Telefonumfrage, um den veränderten Kommunikationsgewohnheiten in der Gesellschaft gerechter zu werden. Die Daten wurden zwischen dem 7. Januar und 4. Februar 2025 durch das Schweizer Sozial- und Markforschungsinstitut DemoSCOPE AG erhoben. Die kombinierte Stichprobe umfasst 2091 Befragte (1051 telefonisch, 1040 online) und ist repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz. Der Stichprobenfehler liegt bei einem Sicherheitsgrad von 95% im ungünstigsten Fall bei ±2.1%.
