Munition in Schweizer Seen
Rund 8'000 Tonnen Munition und Munitionsrückstände der Schweizer Armee befinden sich im Thunersee, im Brienzersee und in Teilen des Vierwaldstättersees. Dabei handelt es sich zum grössten Teil um Rückstände der beiden Munitionsfabriken Thun und Altdorf.

Zwischen 2006 und 2010 hat sich ein vom VBS geleitetes Spezialistenteam unter Einbezug der kantonalen Umweltfachstellen mit offenen Fragen rund um die versenkte Munition und die möglichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt befasst. Die Erkenntnisse sind im Schlussbericht von 2012 zusammengefasst.
Im Anschluss an diese umfassenden Abklärungen hat das VBS mit den Anliegerkantonen der betroffenen Seen ein spezifisches Monitoring vereinbart. Dabei wurde von 2012 bis 2016 jedes zweite Jahr das Seewasser auf munitionsspezifische Schadstoffspuren analysiert.
Die Ergebnisse des Monitorings haben keine Hinweise auf eine Freisetzung von Stoffen aus der versenkten Munition in das Seewasser ergeben. Sie bestätigen somit die beruhigenden Befunde von 2012.
Im Sinne der Vorsorge wurden im Jahr 2019 erneut die Sedimente im Bereich der versenkten Munition untersucht. Die Analysen haben die früheren Untersuchungsergebnisse bestätigt. Deshalb wurde der Beprobungsrhythmus für die Seesedimente auf 10 Jahre (nächste Kampagne 2029) und für das Seewasser auf 5 Jahre (nächste Kampagne Herbst 2024/Frühjahr 2025) festgelegt. Nach jeder Messkampagne wird die Situation neu beurteilt und werden bei Bedarf Massnahmen abgeleitet.
Fliegerschiessplatz Forel
Durch die langjährige Schiesstätigkeit der Luftwaffe auf dem Fliegerschiessplatz Forel (FR) liegen gemäss einer historischen Untersuchung von 2004 rund 4'500 Tonnen zumeist inerte Munitionsrückstände im Neuenburgersee. Die Nutzung erfolgt gestützt auf eine Vereinbarung mit den Kantonen Freiburg, Neuenburg und Waadt sowie im Einvernehmen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU). Planungsrechtlich ist sie durch einen Beschluss des Bundesrates im Sachplan Militär gesichert. Seit 2021 ist das Schiessen in Forel sistiert.
2015 analysierte das VBS das Wasser in Forel auf Schwermetalle. Wie die Resultate zeigten, war zwar ein Anstieg der Kupfer- und Zinkkonzentration im Seewasser nach dem Schiessen zu verzeichnen. Diese Unterschiede waren jedoch auch bei den Referenzstandorten nachweisbar. Zudem spielten sich alle Veränderungen im tiefen Spurenbereich ab und die Grenzwerte der Gewässerschutzverordnung für die analysierten Metalle wurden in jedem Fall eingehalten.
Ende März 2021 hat das VBS erneut Proben für Wasser- und Sedimentuntersuchungen entnommen. In den Proben wurden keine Explosivstoffe nachgewiesen. Die Schwermetallkonzentration der Proben aus dem Fliegerschiessplatz und den Referenzstandorten liegen in einem ähnlichen Bereich. Die Resultate lassen aber noch keine vollständige Beurteilung zu. Deswegen haben das VBS, das BAFU, die betroffenen Kantone, die Association de la Grande Cariçaie und Pro Natura gemeinsam vereinbart, ergänzende Untersuchungen durchzuführen. Bei diesen soll die genaue Verteilung der Munitionsrückstände im See ermittelt und der Probenumfang erweitert werden.
Explosionsereignis von 1916 am Rotsee (LU)
Im Oktober 1916 kam es zu einer Explosion in einem Munitionsdepot am Rotsee, bei der Handgranaten in die Umgebung und den See geschleudert wurden. Rund 1'500 Handgranaten konnten bisher geborgen werden, schätzungsweise liegen noch etwa 8'600 auf dem Seegrund.
Das VBS übernimmt neu die altlastenrechtliche Zuständigkeit vom Kanton Luzern und untersucht den Rotsee auf Munitionsrückstände und allfällige Umweltbelastungen. Eine Untersuchung im Sommer 2023 ergab landseitig keine Bodenbelastungen durch das Ereignis. Im Rahmen einer technischen Untersuchung sollen nun die Lage und Ausdehnung der Munitionsablagerungen im Rotsee systematisch erhoben und die Seesedimente sowie das Seewasser auf mögliche Belastungen untersucht werden. Die Arbeiten beginnen im Herbst 2024.
